28.09 - 01.10.2022 MATTERS OF URGENCY
15. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschafte mit der Teilnahme von Verena Eitel und Nadine Kesting Jiménez
Der 15. Kongress der Gesellschaft für Theaterwissenschaft e.V. Matters of Urgency befragt – vor dem Hintergrund zahlreicher Krisen der Gegenwart – deren Herausforderungen für Theater und Wissenschaft. Nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch weitere, virulente und drängende Konfliktlagen, Krisen und Umwälzungen erschüttern das Theater sowie das gesamte Kunst- und Kulturleben. Diesen dringlichen Themen und Anliegen im Spannungsfeld
von Theater, Theaterwissenschaft und Gesellschaft gibt der Kongress Raum, um die gegenwärtigen Krisen sowie die Zukunft der Disziplin Theaterwissenschaft zu befragen.
Der Titel des Kongresses, Matters of Urgency, ist im doppelten Sinne zu verstehen: Matters zum einen im Sinne von Themen und Forschungsfeldern, die öffentlich verhandelt, kontrovers diskutiert und an die Theaterwissenschaft gleichsam ‚herangetragen‘ werden; matters zum anderen aber auch als Hinweis auf die Materialität und Medialität der Konfrontation mit solchen Themen.
Fragen danach, wie Dringlichkeit hervorgebracht und geltend gemacht wird, wie sie aber auch kontinuierlich abgewehrt oder supprimiert wird, welche medialen und performativen Strategien dabei zum Einsatz kommen und welche Materialitäten dabei wie involviert werden, betreffen Theaterpraxis und Theaterwissenschaft gleichermaßen. Der gtw-Kongress in Berlin soll beides ermöglichen: Wissenschaftlichen Austausch zu aktuell drängenden Themen, zugleich aber auch theoretische Reflexion der Materialitäten, Mechanismen und Rahmenbedingungen, denen unsere individuelle und fachliche Auseinandersetzung mit diesen Themen unterliegt.
Am Samstag, 01.10.2022 um 10.00 Uhr
THEATERARCHITEKTUR. BAU; DISKURS UND PERFORMATIVE PRAXIS
Kuratiertes Panel moderiert von Jan Lazardzig mit der Teilnahme von Verena Eitel und Nadine Kesting Jiménez
Zahlreiche Theaterbauten werden im deutschsprachigen Raum derzeit als matter of urgency kontrovers diskutiert. Dabei stellt sich zum einen die Frage, wie mit dem sanierungsbedürftigen Theaterbauerbe in Bezug auf Funktionalität, Nachhaltigkeit und Denkmalschutz umzugehen ist. Zum anderen steht – vermittels von Spielort und Architektur – die Frage nach der Relevanz von Theater für eine demokratische Gesellschaft im Raum. Trotz einer Virulenz raumtheoretischer Fragen, sind Fragen der gesellschaftlichen Funktion von Theaterarchitektur und Spielraumgestaltung – nicht zuletzt, da sie gewissermaßen im Zwischenbereich von architektur-, theater- und kunstwissenschaftlichen Expertisen anzusiedeln sind – innerhalb der Theaterwissenschaft in den letzten Dekaden kaum adressiert worden.
Mit einem kuratierten Panel oder Forum möchten wir dazu einladen, gemeinsam den Ort (im doppelten Sinne) von Theaterarchitektur zu diskutieren: Wie bestimmen historische Wissensbestände und ihre Ausdifferenzierung die wissensgeschichtliche Konstruktion von Theaterbau? Welche anderen Aufführungsarchitekturen kommen als Orte und Räume performativer Praxis und Theater in den Blick? Vier Impulsvorträge (ca. 12 Min.) adressieren diese Fragen und mit ihnen verbundene theoretische und methodische Herausforderungen anhand aktueller Beispiele und historischer Referenzpunkte.
(1) Ein erster Schwerpunkt widmet sich Medien der Dokumentation und Vermittlung von (Theater-)Architektur und verbindet die Untersuchung historischer Formen der Architekturfotografie mit immersiven Technologien wie Virtual- und Augmented-Reality.
(2) Ein zweiter Beitrag befragt im Bautyp Theater historisch festgeschriebene Standardisierungsprozesse von Theatertechnik und Raumanordnungen im Spannungsverhältnis zu sich verändernden Produktions- wie Spielformen und wirft angesichts der Aneignung von nicht allein für das Theater ausgewiesenen Räumen Fragen nach der Verschiebung von Standards auf.
(3) Ein dritter Beitrag beleuchtet anhand des Kulturbauerbes der DDR das Verhältnis zwischen der historischen Grundlegung von Theaterarchitekturen, den damit verbundenen Funktionen für je historische gesellschaftliche Konstellationen sowie Versuche zeitgenössischer Aneignung und deren Einbettung in die Transformation urbaner Konstellationen.
(4) Ein vierter Beitrag befragt die Rolle und Bedeutung von Sicherheitsdiskursen für die architektonische und technische Entwicklung von Theatern am Beispiel des 19. Jahrhunderts und beleuchtet, wie Sicherheitsdiskurse mit bspw. ästhetischen und ökonomischen Entwicklungen in Zusammenhang stehen.
Verena Elisabet Eitel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Architektur und Raum für die Aufführungskünste“, Hochschule für Musik und Theater Leipzig
Nadine Kesting Jiménez, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Architektur und Raum für die Aufführungskünste“, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Jochen Lamb, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Promotionsstipendiat der Studienstiftung, Dissertation zu Steuerungsvorgängen in der Bühnentechnik des 19. Jahrhunderts, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Franziska Ritter, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Theaterbauwissen“, Technische Universität Berlin. Leitung BKM-Projekt „Im/material Theatre Spaces“
Halvard Schommartz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungsprojekt „Theaterbauwissen“, Berliner Hochschule für Technik
Marie-Charlott Schube, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsprojekt „Theaterbauwissen“, Freie Universität Berlin