Andere Spielstätten an Orten der Industriekultur
Im Spannungsfeld von Emotion und Experiment von Annette Menting
In: Denkmal_Emotion - Mobilisierung. Bindung. Verführung. Band zur Jahrestagung des AKTLD 2020, Bamberg 2021, S. 128-135.
In der Wahrnehmung von historischen Industrie-Orten sind emotionale Relationen für die Aneignung und Erhaltungsintention bestimmend. Dabei sind im Rückblick auf die Umnutzungskonzepte seit den 1970er-Jahren sowohl ein Wandel der Motivationen von Pionier*innen, Gesellschaftsgruppen und Fachleuten als auch ein Wandel des Umgangs mit den baulichen Zeugnissen zu beobachten. Mit der Deindustrialisierung kam es zunächst zu einfachen, pragmatischen Aneignungen von brachliegenden Räumen für subkulturellen und künstlerischen Gebrauch, doch in den letzten zwei Dekaden sind mit zunehmenden Umnutzungen allgemeine Etablierungen, Verwertungen sowie aufwendigere Gestaltungskonzepte zu beobachten. Diese Entwicklung soll anhand von exemplarischen Spielstätten betrachtet werden, die aus einer kulturellen Umnutzung entstanden. Mit der Darstellung von den internationalen Produktionshäusern Kampnagel in Hamburg und PACT Zollverein in Essen wird dabei folgenden Fragestellungen nachgegangen: Wie stehen Emotionen und Entwicklung einer neuen Identität im Verhältnis zu den Entstehungsprozessen der Spielstätten? Welche Potenziale bieten sich für den Industriebau-Bestand durch die neue Nutzung? Und inwiefern befördert das Industriekultur-Erbe die Aufführungspraxis oder führt es zu Einschränkungen? Die Unterschiedlichkeit der Konzepte geht hier nicht auf die Differenz von Spielstätten der freien Szene oder Stadttheater zurück, sondern auf veränderte denkmalpflegerische und städtebauliche Rahmenbedingungen.
Die Print- und Online-Publikationen des Tagungsbandes sind erschienen und unter diesem Link abrufbar.